Wieso eine MFT Kamera?

Fotografie

Wieso eine MFT Kamera?

Lea Schumacher am 23. Februar 2019 · 15 Kommentare

Aufgrund der unsicheren Rechtslage in Deutschland muss ich diesen Artikel als Werbung kennzeichnen, auch wenn ich kein Geld hierfür erhalten habe.

Als fleißige/r Leser/in von moabiterpflanze dürfte dir schon aufgefallen sein, dass ich – bis auf in diesem Artikel – sämtliche Fotos mit einer Olympus Kamera mache. Genauer: mit einer Olympus OM-D E-M5 Mark II. Ich nenne sie liebevoll Zeus.

Zeus habe ich von meiner Mutter vor einigen Jahren übernommen, die eine hohe Meinung von der Marke Olympus hat. Ich persönlich hatte vorher nur mit meinem Handy geknipst und keine Ahnung. Ich war froh, endlich eine „richtige“ Kamera zu haben.

Der Spott

Während ich meine ersten Fotoerfahrungen sammelte, fiel mir auf, dass andere Fotografen mit mehr Erfahrung meine Kamera mit mitleidigem, wenn nicht gar herablassenden Blick betrachteten. Später erfuhr ich weshalb, aber auch, wie – ja, ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster – hochnäsig sie waren.

MFT und Vollformat

Der Grund für ihre Arroganz war, dass die Olympus Kameras einen MFT – einen Micro Four Thirds – Sensor haben. Neben Olympus haben auch einige Panasonic Lumix Kameras einen MFT Sensor, denn die beiden Firmen haben ihn maßgeblich entwickelt. Die meisten Fotografen verwenden allerdings Vollformat Kameras mit größeren Sensoren, denn sie glauben, dass ein größerer Sensor ein schärferes Bild macht. Das stimmt, aber nur zur Hälfte.

Warum haben die Kritiker des MFT Systems zur Hälfte recht?

Wenn du deine Fotos drucken lassen möchtest, dann wird dir ab einem bestimmten Maßstab schon ein Unterschied zwischen einem MFT und einem Vollformat Foto auffallen. Je größer du das Bild drucken lassen möchtest, desto unschärfer wird ein MFT Foto. Es ist ähnlich wie bei den analogen Kameras. War der Film größer, konntest du das Foto auf eine größere Größe vergrößern, als bei einem kleineren Film. So ist es auch mit den Sensoren. Aber die meisten Vollformat Kameras machen Kleinbildformatfotos. Richtig scharf auch in unfassbar großer Druckgröße sind die Fotos von Mittelformat-Kameras, den Phase One Kameras. Da ist der Sensor noch größer. Wenn du mal einen Eindruck, von dieser 48.000€ teuren Kamera haben möchtest, habe ich hier Video von Benjamin Jaworskyj für dich. Diese Kameras sind allerdings regelrechte Panzer der Fotografie, so groß und scheinbar auch schwer sie sind.

Bildqualität der MFT Fotografie

Häufig wird kritisiert, dass die Tiefenschärfe bei MFT-Kameras schlecht sei. Das ist Schwachsinn. Die Tiefenschärfe ist von vielem abhängig (Objektiv, Fähigkeiten des Fotografen…), aber nicht von der Sensorgröße. Joe Edelman kann das besser erklären als ich:

Seien wir realistisch: werden wir je unsere Fotos auf eine Plakatwand spannen lassen? Eher nicht. Für die meisten wahrscheinlichen Fotodrucke ist ein MFT-Sensor mehr als ausreichend. Ich habe einige MFT-Fotos auf Din A2 und A1 Format drucken lassen. Das Ergebnis ist super gewesen und ansonsten bleiben meine Fotos digital.

Damit du dir eine bessere Vorstellung von der Bildqualität machen kannst, habe ich noch ein Video von The School of Photographyfür dich:

Was die digitale Qualität angeht: Schau dir meine Galerien an und entscheide selbst, was du von ihnen hältst. Beim Oldtimer-Rennen am Strand habe ich mit Photoshop einen Vintage Effekt eingesetzt, bei Blickwinkel Studio183 habe ich die Farben und Schatten abgeflacht, bei Berliner Leuchtfeuer 2019 habe ich den Kontrast erhöht und bei Die Schönheit des Ozeans habe ich die Dynamik erhöht, die Blautöne verstärkt, die Luminanz erhöht und die Luminanzdetails reduziert. Ich spiele eben gerne mit dem Bildbearbeitungsprogramm. Hier unten habe ich noch ein Beispiel für dich (Fotos mit Olympus OM-D E-M5 Mark II und dem Objektiv Olympus M.Zuiko Digital 45mm 1:1,2 gemacht):

Technische Vorteile des Gehäuses

MFT Kameras sind bedeutend kleiner und leichter als Vollformat-Kameras. Sie ist ungefähr zu 1/3 kleiner und leichter als eine durchschnittliche, digitale Spiegelreflexkamera. Ein echter Vorteil, wenn man mobil sein muss oder den lieben langen Tag fotografiert. Während der Fashion Week kann es passieren, dass ich mehrere Stunden am Stück die Kamera halte. Das Gehäuse der Olympus OM-D E-M5 Mark II wiegt mit Akku und SD-Karte 469 g (Objektiv nicht eingerechnet). Es macht wirklich einen großen Unterschied zu einer DSLR Kamera mit dem Gewicht von 849 g ohne Akku, SD-Karte und Objektiv.

Technische Vorteile Objektive

Wie das Gehäuse sind die Objektive bedeutend kleiner und leichter. Das kann für Einsteiger in das MFT System echt tricky sein, denn die Brennweiten von MFT Objektiven unterscheiden sich erheblich von den Brennweiten von Vollformat Objektiven. Ein Beispiel: ein gutes Portraitobjektiv ist eigentlich ein 50 mm Objektiv (bei einem Vollformat Objektiv). Bei einem MFT Objektiv ist das zwar auch so, aber auch wenn auf dem Objektiv 50 mm steht, so kannst du es als 100 mm ansehen. Es hat eine „leichte“ Tele-Wirkung. Du musst wirklich sehr auf Abstand gehen, um mehr von deinem Motiv aufnehmen zu können. Als „Formel“: Brennweite-Vollformat = x ; Brennweite-MFT = x*2. Das optimale Portraitobjektiv bei einer MFT-Kamera wäre also ein 25 mm Objektiv.

Hier ein Video von Red35 Photography, wo die Größe anhand zweier ähnlicher Objektive verglichen wird:

Weitere Vorteile

Ich weiß nicht, wie viel du reist, aber ich habe bei einigen Unterhaltungen mit Berufs- und Reisefotografen erfahren, das dieses kleine und mobile Kamerasystem noch andere – teilweise unerwartete – Vorteile hat. Es ist natürlich gut, dass das Reisegepäck leichter und kleiner damit ist, aber das ist eindeutig nicht der einzige Vorteil. Nun, es gibt einige Länder, da ist man nicht unbedingt begeistert, wenn man viel fotografiert und dieses recht kleine System hat wohl den Vorteil, dass man nicht so schnell verhaftet wird. Das ist jetzt kein Scherz. Der Fotograf Jean Molitor, der gerade eine Ausstellung im Willy-Brandt-Haus zum Thema Bauhaus Architektur hat, hatte einmal in der Tat die Freude, dass man ihn für einen Spion hielt, weil er mit seinem großen Kamerasystem immer wieder ein Haus fotografiert hat. Es ist wohl so, dass einige dieser Länder bei mir auf der Fotoreise-Wunschziel-Liste stehen, wie beispielsweise Marokko…

Fazit

Das Ende des MFT Systems wird von Kritikern seit den 80er Jahren prophezeit. Aktuell gibt es wieder eine Welle der „MFT-Apokalypse-Prophezeiungen“, aber ich halte es für Schwachsinn. Ich finde die Qualität meiner Fotos absolut gut und meine Kamera ist Spritzwasser und Staub resistent (ich kann mit einem Pro Objektiv sogar problemlos bei Starkregen fotografieren) und arbeiten kann ich mit ihr bei Außentemperaturen von -20°C bis 60°C.

Es gibt noch weitere Vorteile von meinem Zeus, aber die schreibe ich dir in einem anderen Artikel!

Wenn du also ein qualitativ hochwertiges Kamerasystem suchst, dass dennoch recht leicht und klein ist, dann könnte ein MFT Kamerasystem in der Tat etwas für dich sein. Ich denke, dass vor allem ambitionierte Hobbyfotografen, mobile Profifotografen und Blogger mit einer MFT-Kamera gut beraten sind.

Weitere Vorteile des MFT-Systems kannst du im YouTube Channel von der FF-Fotoschule Frank Fischer kennenlernen.

Würde ich persönlich mir je eine Vollformat-Kamera kaufen?

Ganz ehrlich: ich weiß es nicht. Olympus hat gerade eine neue Kamera auf den Markt gebracht, die mir sehr gut gefällt, ich mir aber absolut nicht leisten kann (nur so nebenbei will ich hier anmerken, dass ich für diesen Artikel keinen Cent oder sonst etwas erhalte). Bisher fotografiere ich mit einer ausgezeichneten Olympus Kamera und die einzige Vollformat-Kamera, die mich bisher wirklich reizt, ist eine Kamera des Leica S Systems, wo das Gehäuse allein schon über 18.000€ kostet, aber eigentlich ist das auch eine Mittelformat-Kamera. Entsprechend lautet meine Antwort wohl eher nein.

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Kommentare

  1. Sehe ich auch so. Bin als Hobbyfotografin auch vollkommen mit meiner MFT-Kamera gut bedient.
    Alles Liebe
    Annette

  2. Danke für den ausführlichen Fotobeitrag und die vielen Infos! Ich fotografiere mit einer klassischen Hobbykamera, der Canon EOS 700D und bin sehr zufrieden. Mir haben schon viele Fotografen bestätigt dass wirkliche Könner wunderschöne Foto mit der Handykamera oder einen ganz günstigen kleinen Kamera machen können … die andere wiederum mit der besten Profikamera nicht hinbekommen. Es liegt also definitiv sehr stark am Fotografen :-).

    lg
    Verena

  3. Ich liebäugle schon länger mit einer MFT Kamera, daher vielen Dank für deine ausführliche Vorstellung 🙂 Egal welche Kamera man hat, am Ende kommt es doch auf den Fotografen an. Ebenso wie auch die Objektive wichtiger sind wie die Kamera selbst. Deine Olympus sieht richtig klasse und vielversprechend aus 🙂

    1. Lea Schumacher

      Dann kannst du auf den Artikel über die Olympus Kamera gespannt sein! Da gehe ich näher auf die Daten usw. ein. Später auf weitere Sachen. ?

  4. Ah! Wie interessant!! Du hast Dich ja sehr intensiv damit auseinander gesetzt! Es erinnert mich daran, dringend, dringend, meine Canon endlich reinigen zu lassen! Nach dem letzten Surfurlaub ist das dringend notwendig. Und jetzt weiß ich auch was MFT heißt und wo die Vorteile liegen! Danke sehr ! Respekt für die viele Arbeit, die Du Dir mit dem Beitrag gemacht hast! Gut’s Nächtle! Sirit

  5. Cooler Post! Finde es interessant solche Infos zu lesen, weil ich schon seit immer unbedingt einsteigen will in die Fotografie!
    Aber leider bin ich eine absolute Kamera-Niete! Diese ganzen Einstellungen .. dafür hab ich die Geduld nicht. Ich warte auf die Kamera, die das so einfach macht, wie bei einem iPhone & alles perfekt so macht, wie ich es mir im Kopf vorstelle 😀

    PS: Ich mag Deine Fotos & die Aufteilung zwischen Fotos & Text!! Da muss ich mir mal ein Beispiel dran nehmen!

    Sonnige Grüße aus f-hain, Nina

  6. Mike

    Der Name Zeus macht Sinn. Der Vater der Griechischen Götter war nicht der Beste von allen Göttern und Halbgöttern, aber alle haben zu ihm aufgesehen. Eine MFT Kamera kann nicht alles, aber alles, was für ein interessantes Foto gebraucht wird.
    Zeus ist klasse !

  7. Hey,

    ich bin ja ein absoluter Anfänger und kenne mich null aus, daher hat mich der Beitrag echt interessiert. Ich fotografier nur mit dem Handy, aber eine Kamera wäre mal eine Überlegung wert 🙂

    Lg
    Steffi

  8. Ein sehr interessanter Beitrag! Ich selbst besitze keine Kamera, da mir Handy Bilder voll genügen und ich das Fotografieren einfach nicht für mich entdeckt habe. Daher kenne ich auch nur die kommerziellen Marken und habe noch nie von Olympus gehört.
    Viele Grüße
    Wioleta

  9. Mo

    Liebe Lea,

    herzlichen Dank für diesen ausführlichen Artikel.
    Das Thema Kameras ist bei mir seit dem Tod von meinem Opa eingeschlafen. Er hat sich ständig für Kameras und dem ganzen Drum und dran interessiert und dadurch war ich auch immer auf dem neusten Stand.
    Bin aber schon sehr auf deinen Bericht über die Olympus Kamera gespannt. Irgendwie hat mich jetzt die Lust gepackt mich wieder eingehender mit den Kameras und ihrer Ausstattung zu beschäftigen.

    Liebe Grüße,
    Mo

  10. Wow sehr interessant. Ich hätte nicht gedacht, dass es da so einen großen Unterschied gibt. Ich denke ich muss mich wieder mehr mit der Fotografie befassen. Sehr spannender Artikel.

    Schöne Grüße Simone

  11. Lea, guter Artikel, war nur vom Preis der Kameras geschockt. Ich selbst fotografiere mit einer Spiegelreflexkamera und zwar mit der Canon D 600. Bin sehr zufrieden und die Fotos reichen für meinen Blog. Zwei Objektive habe ich und wünsche mir noch eins, aber das kostet über 1000.- muss noch etwas sparen.
    Liebe Grüße Caro

  12. Hallo Lea, vom fotografieren habe ich keine Ahnung, darum habe ich deinen Beitrag mit großem Interesse gelesen und weiß welche Kamera ich mir bei Bedarf kaufe ? Danke dafür, liebe Grüße Bettina

  13. Liebe Lea,

    das war jetzt super interessant und aufschlußreich! Ich selbst knippse ja immer noch mit einer Kompaktkamera und wenn ich irgendwann mal Geld übrig habe, werde ich mir eine neue „großere“ Kamera kaufen.
    Ich bin gespannt, was es dann werden wird. Eigentlich hatte ich mir da schon was konkretes überlegt. Aber nachdem ich diesen Beitrag gelesen habe, könnte ich meine Meinung noch einmal ändern.

    Ganz liebe Grüße,

    Tabea
    von tabsstyle.com

  14. Hallo, mein Preis – Leistungssieger ist LUMIX G DMC-GX80 mit Festbrennweiten 25 mm F1.7.
    2019: Mein Weg zu MFT – Micro Four Thirds System.
    MFT hat ein sehr umfangreiches und vor allem genau auf diese Sensorgröße gerechnetes hochwertiges Objektivsortiment. Nur Olympus und Panasonic nutzen einen gemeinsamen Standard und Objektiv – Anschluss. 2019 gibt es für MFT 77 Objektive. MFT Systeme sind kleiner, leichter und günstiger wie APS-C Systeme. Andere Kamerasysteme sind in vielen Bereichen besser. Für mein Hobby bin ich mit der Qualität des Systems zufrieden, warum soll ich mehr Geld ausgeben?
    Meine neue Kamera Panasonic LUMIX G DMC-GX80 399€ hat u.a. elektronischer Sucher mit Dioptrineinstellung, Fünf-Achsen- Bildstabilisator, elektronischer Verschluss – lautloses fotografieren, Post-Focus-Funktion – die Schärfe nachträglich festlegen, Wasserwaagenfunktion, Bildretusche – störende Elemente aus den Fotos entfernen und ein Gehäuse aus Magnesiumlegierung. Plastik fühlt sich nicht wirklich schön an.
    Grüssle aus dem Badner Land Paul.

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